Fair, öko und modern – geht so etwas?

(Hl) Hanfkleider in Erdtönen – bei fairer oder ökologisch produzierter Mode denkt man sehr schnell in Klischees. Die Zweifel, ob fair und nachhaltig produzierte Mode überhaupt jugendlich und modern sein kann, war auch bei den Siebt- und Achtklässlern der Differenzierungsgruppe „FairFashion“ des Stromberg-Gymnasiums erst einmal groß. Doch dann ging es vergangene Woche nach Stuttgart zu einer fairen Stadtführung der Jugendinitiative von „Wir ernten, was wir sähen“. Und versteckt zwischen den üblichen Einkaufsmeilern der Landeshauptstadt fanden sie sich: die Läden, deren Mode sich optisch kaum von der konventionellen unterscheidet, aber die sich den Vertrieb von ausschließlich fairer und nachhaltiger Kleidung zur Aufgabe gemacht haben.

Überraschend für die Schüler, die sich seit Beginn des Schuljahres mit diesem Thema auseinandersetzen, war aber auch die Qualität des Angebots und dass dieses teilweise durchaus auch für ihren kleineren Geldbeutel geeignet war. „25€ statt 10€ würde ich schon für ein T-Shirt zahlen, wenn ich dafür weiß, dass davon die Arbeiter auch mehr haben“, überlegt beispielsweise eine Schülerin mit Blick auf das Preisschild. Nicht nur, dass man durch einen Kauf in diesen Läden das ausbeuterische System der sogenannten „Fastfashion“, der billigen Massenmode, boykottiert. Man erhält allein durch die unterschiedlichen Ausgangsmaterialien und die schonendere Färbung und Verarbeitung auch eine höhere Qualität, wovon sich die Schüler beim Besuch verschiedener Läden wie dem „Glore“ oder „Greenality“ – beides nahe der bekannten Königsstraße – selbst überzeugen konnten. „Das fühlt sich so weich und kuschelig an“, staunt eine Schülerin beispielsweise über einen Pulli aus Bio-Schurwolle. Dass hinter manchen Läden ein ausgefeiltes Konzept und viel Knowhow über Textilsiegel und Produktionsbedingungen steckt, merkten die Schüler schnell im Gespräch mit den Ladenbesitzern, die sich für die Gruppe extra Zeit nahmen. So lässt „Madmosaille Yeye“, ein veganer Textilladen, beispielsweise eigene, hochwertige Stoffe aus recycelten PET-Flaschen in Istanbul produzieren und überzeugt sich selbst durch mehrfache Besuche pro Jahr von den Arbeits- und Produktionsbedingungen dort. Auch die Besitzerin von „Glore“ betont, dass Siegel wie FairWear oder GOTS zwar eine gute erste Richtlinie wären, kleine Labels, die sehr nachhaltig und fair produzieren, sich diese oft aber nicht leisten könnten. Deshalb käme es oft auf den persönlichen Kontakt und die Überprüfung vor Ort mit eigenen Augen an.

Genau dies – eine Überprüfung vor Ort mit eigenen Augen – gelang den Schülern der Differenzierungsgruppe an diesem Tag. Mit den gesammelten Informationen aus der Führung wollen die engagierten FairFashionisten nun an einem FairFashion-Guide für Vaihingen und Stuttgart arbeiten, um noch mehr Leute davon zu überzeugen, dass fair, öko und modern sehr gut zusammenpassen.