Stromberg-Gymnasium stellt Ergebnisse des Projekts „Future Skills“ vor
„Ein ganz großer Moment“ ist es für Schulleiterin Katja Kranich, als die Klassenstufen 9 und 10 des Stromberg-Gymnasiums die Ergebnisse ihrer Arbeit im Rahmen des Projekts „Future Skills“ vorstellen. Ein noch größerer Moment ist es freilich für die 128 Schülerinnen und Schüler selbst. 12 Wochen lang befassten sie sich pro Woche mindestens vier Unterrichtsstunden lang mit Themenbereichen, die ihnen mit Blick auf ihre Zukunft unter den Nägeln brennen. Dazu gehörten: Mental Health, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit sowie politischer Extremismus, (Alltags-)Rassimus oder Sexismus. Hatten die Jugendlichen sich auf ein Thema geeinigt, entschieden sie selbst, in welches Produkt ihre Überlegungen und Recherchen münden sollten. Einzige Vorgabe: Sie mussten sich mit mindestens einem externen Experten über ihr Vorhaben austauschen.
Nach dreimonatiger Arbeit ist nun der Moment gekommen „zu feiern, was alles entstanden ist“, wie es Inga Thao My Bui, Studentin aus Mainz, formuliert. Gemeinsam mit Christian Große, der ebenfalls in Mainz studiert, führt sie souverän durch die virtuelle, live auf YouTube übertragene Veranstaltung. Auf dem Programm steht an diesem Abend eine ausführliche Vorstellung der vier Projekte, die von den beteiligten Klassenstufen 9 und 10 des Stromberg-Gymnasiums im Rahmen eines Abstimmungsverfahrens die meisten Punkte erhalten haben.
Den Anfang macht ein Thema, das international immer wieder die Schlagzeilen beherrscht. Unter dem Motto „Against Racism in Germany“ erstellten Schülerinnen eine Fotocollage und führten ein Interview mit Rebecca Ogunwede, der Integrationsbeauftragten der Stadt Vaihingen-Enz. „Unserer Meinung nach tritt Rassimus zu häufig auf“, gerade auch in Form des „unbewussten Rassimus“, begründet die Neuntklässlerin Louisa Fabritius die Themenwahl. Ihren Beitrag verbinden die Schülerinnen mit dem Appell, „Rassimus entgegenzutreten“. Gleichzeitig berichtet Louisa von der Vision ihrer Gruppe, einer „Kultur des Miteinanders von Menschen, die sich alle untereinander verstehen“. Rebecca Ogunwede, die sich den Schülerinnen als Expertin zur Verfügung stellte, ist voll des Lobes: Gerade junge Menschen seien als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ungeheuer wichtig, wenn es darum gehe, das Bewusstsein für rassistisches Verhalten zu schärfen und sich diesem entgegenzustellen.
Die Licht- und Schattenseiten des Internets nahm eine weitere Gruppe in den Blick. Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse drehten mit großem Aufwand eine halbstündige Dokumentation über die Vorteile, aber auch über die Gefahren, die soziale Netzwerke wie Instagram in sich bergen. Dafür führten sie Interviews mit Influencern, aber auch mit Psychologen, welche die psychischen Leiden behandeln, die etwa durch „Hate“ entstehen können. Für Jonas Dohn bestand eine Herausforderung darin, sich mithilfe von YouTube-Tutorials in ein Schnittprogramm einzuarbeiten. Er habe von Anfang an ein Bild im Kopf gehabt, wie das fertige Produkt aussehen solle, und er habe viel Zeit investiert, „dass ich es so machen konnte“, berichtet er.
Die nächste Schülergruppe widmete sich den Themen Sexismus und Feminismus und hatte zunächst ebenfalls geplant, einen Film darüber zu drehen. Nach einigen Wochen Recherche erkannten sie, dass eine Webseite das für ihre Zwecke geeignetere Medium sei, verrät Lara Matosevic. Also galt es, die gesammelten Inhalte unter hohem Zeitdruck für eine Webseite aufzubereiten. „Unser Ziel war es, die Themen Feminismus und Sexismus zugänglicher zu machen, darüber aufzuklären und Aufmerksamkeit zu erregen“, so die Zehntklässlerin. Und damit nicht genug: Für die Zukunft plant die Gruppe, die Webseite auf die Belange der LGBTQ+-Community auszuweiten. Die Projektgruppe hat auch eine ganz konkrete Veränderung am Stromberg-Gymnasium bewirkt: Auf den Toiletten stehen ab sofort „Notfallboxen“ mit Monatshygiene-Artikeln bereit, die über den Schuletat finanziert werden. „Das ist unser ganz praktischer Beitrag zu einer Enttabuisierung des Themas Menstruation“, ergänzt Lara.
Die bis vor Kurzem kaum vorstellbare globale Pandemie lieferte die Inspiration für das folgende Schülerprodukt. Wie viele andere Jugendliche hatte der Neuntklässler Paul Gustmann damit zu kämpfen, dass über viele Wochen hinweg nur virtuelle Treffen mit seinen Freunden möglich waren. „Unglaublich langweilig“ sei es gewesen, sich nur auf Discord oder Skype zu treffen, befindet er. So sei die Idee mit seinem Projektpartner entstanden, einen „Raum zu schaffen, in dem man etwas unternehmen kann“. Das eindrucksvolle Ergebnis: Ein virtueller Treffpunkt im Design einer futuristischen Raumstation, in dem man nicht nur reden, sondern auch Fußball spielen oder mit einem Raumschiff durch den interstellaren Raum fliegen kann. Co-Moderator Christian Große möchte am liebsten direkt in die virtuelle Welt eintreten, die sich auf dem Bildschirm auftut. Wann das Spiel denn verfügbar sei? Anfang 2022 vielleicht? Oder vielleicht schon Ende dieses Jahres? „Bis zum Wochenende soll eine early-access-Version hochgeladen sein“, kündigt Paul an. Parallel dazu werde weiter an der finalen Version gearbeitet: „Es sollen noch ein paar Planeten hinzugefügt werden.“ „Wahnsinn“, entfährt es Christian Große. „Dass ein Schüler so ein Spiel neben der normalen Schule und während einer globalen Pandemie auf die Beine stellt!“ Überhaupt ist er sich angesichts der beeindruckenden Schülerprodukte sicher: „Was ihr hier auf die Beine gestellt habt, wird euer Leben noch so lange positiv beeinflussen.“
Auch die Lehrerinnen und Lehrer, die den Projektgruppen beratend zur Seite standen, sich ansonsten aber bewusst zurückhielten, sind begeistert von den Ergebnissen der dreimonatigen Arbeit. Für sie war es „spannend zu sehen, welche Themen die Schülerinnen und Schüler bewegen und was sie ohne unsere Steuerung daraus machen“. Aufschlussreich sei es auch gewesen zu erleben, „wie die Jugendlichen mit Tiefpunkten umgehen“. Zum Abschluss des Projekts bleibt der Wunsch der beteiligten Lehrerinnen und Lehrer, die Ergebnisse mögen „nicht verstauben“, sondern „nach außen getragen werden“ und sich für die jungen Menschen als „Glücksbringer“ erweisen, der ihnen das Gefühl gibt: „Ich habe das geschafft, und damit schaffe ich vielleicht auch anderes.“ Schulleiterin Katja Kranich richtet noch eine Botschaft an „alle Schulen und Schulleiterkollegen: Lasst die Schülerinnen und Schüler machen. Es ist so viel da.“
Info: Die Projektergebnisse werden auch auf der Homepage des Stromberg-Gymnasiums präsentiert: www.stromberg-gymnasium.de à Unterricht à Projekte oder unnter diesem Link.
Die Abschlussveranstaltung des Future Skills-Projekts kann über den folgenden Link auch weiterhin auf Youtube angesehen werden: fffutu.re/futureskills-livestream
Bericht: Sy