Der Abitur-Jahrgang, den nichts mehr aus der Bahn werfen kann

Für Schulleiterin Katja Kranich ist es „ein sehr ergreifender Moment“, als sie ans Rednerpult tritt. An diesem Abend findet in der Aula des Stromberg-Gymnasiums die feierliche Übergabe der Abiturzeugnisse statt. „Gleichzeitig kommen wir als Schulgemeinschaft zum ersten Mal seit März 2020 in so großer Zahl zusammen“, betont Kranich. Auch den Abiturientinnen und Abiturienten, ihren Eltern und Geschwistern sowie ihren Lehrerinnen und Lehrern ist die Freude darüber anzumerken, dass die derzeitigen Inzidenzzahlen eine Abiturfeier zulassen. Die hochwertigen musikalischen Beiträge, die von den Abiturientinnen Phuong Vy Ho am Klavier und Emily Schneider an der Querflöte gespielt werden, unterstreichen die feierliche Atmosphäre.

Für den Abiturjahrgang 2021 findet Kranich viele Worte des Lobes und der Anerkennung, wenngleich ihr das diesjährige Abitur-Motto Rätsel aufgibt: „Nicht mal der Abstand hatte 1,5“. Schlussendlich scheint ihr eine solche Äußerung als Protestreaktion im „Kontext der Reglementierungen, Maßregelungen, Regulierung und Kontrolle von jungen Erwachsenen“ denkbar – von denen es in den vergangenen anderthalb Schuljahren wahrlich einige gegeben habe.

Dennoch: Die vielen Herausforderungen, die ein Abitur unter Pandemiebedingungen mit sich bringt, haben die jungen Menschen nach Kranichs Einschätzung hervorragend gemeistert. „Ihr seid mit Abstand der Jahrgang, den eigentlich nichts mehr aus der Bahn werfen dürfte im Leben. Umstrukturierungen am Arbeitsplatz werdet ihr mit den jetzt gemachten Erfahrungen ganz locker nehmen können.“ Resümierend hält die Schulleiterin die Pandemie für „die größte Chance in der jüngeren Geschichte, wirklich etwas zu verändern. Denn ‚geht nicht‘ gibt es nicht mehr in Argumentationsketten, wenn Veränderungsprozesse gestaltet werden.“ Und sie empfiehlt: „Denkt groß und denkt weit. Und schaut nach vorne.“

Auch aus Sicht von Scheffel-Preis-Trägerin Sarah Weingartz bot die Pandemie durchaus Chancen. Der lange Lockdown habe die Schülerinnen und Schüler „zwar räumlich getrennt, aber irgendwie doch zusammengeführt“. Und natürlich habe nicht nur Corona den Jahrgang geprägt: „Das, was uns ausmacht, sind auch die vielen unterschiedlichen Charaktere und Fähigkeiten, die in unserer Stufe zusammenkommen. Wir haben alles, vom Techniker über den Sportler bis hin zum Musiker und zum Fotografen-Nachwuchstalent.“

Insofern schwingt neben Vorfreude auch ein wenig Wehmut mit, als Weingartz einen Blick in die Zukunft wirft: „Nach heute wird jeder von uns einen anderen Weg einschlagen: Einer geht studieren, der andere macht eine Ausbildung, andere werden vielleicht Millionäre oder Influencer. Uns stehen alle Wege und Türen offen.“ Zwar würden sich heute die Wege der Abiturientinnen und Abiturienten trennen, sie hofft aber, „dass sie sich in ferner Zukunft auch wieder kreuzen“.

Eveline Walter, die Elternvertreterin der Jahrgangsstufe II, ruft die jungen Erwachsenen in ihrem Grußwort dazu auf, stolz auf sich zu sein: „Ihr dürft euch mal auf die Schulter klopfen“, so ihre herzerfrischende Aufforderung. Mit Blick auf die vergangenen anderthalb Jahre stellt sie fest: „Es wird immer Dinge geben, die uns überfordern.“ Aber: „Anschließend ist im Kopf etwas neu vernetzt.“ Angesichts der Veränderungen, die auf die nun scheidenden Schülerinnen und Schüler warten, wünscht sie ihnen „ein gutes Gefühl und Vertrauen in eure Entscheidungen“.

Wie sehnsüchtig die Abiturientinnen und Abiturienten darauf warten, ihre Zeugnisse nun endlich in den Händen zu halten, ist der letzten Rednerin des Abends bewusst: „Gestern habt ihr noch über euren mündlichen Prüfungen geschwitzt, jetzt stehe nur noch ich zwischen euch und eurem Abizeugnis“, formuliert Peggy Gustmann, Vorsitzende des Elternbeirats der Schule, augenzwinkernd. Sie wünscht den jungen Erwachsenen, „dass ihr im Leben genau das findet, was euch liegt und am meisten Spaß macht“. Nun gelte aber zunächst: „Genießt den Augenblick, lasst euch feiern und feiert kräftig mit.“

Gründe zum Feiern gibt es bei der anschließenden feierlichen Übergabe der Zeugnisse zuhauf. Phuong Vy Ho und Berit Kämmerer nehmen mit einer Durchschnittsnote von 1,1 die insgesamt besten Abiturzeugnisse des Jahrgangs entgegen. Sie und viele weitere Abiturientinnen und Abiturienten freuen sich zudem über einen der zahlreichen Preise, die für herausragende Leistungen in unterschiedlichen Bereichen vergeben werden.

Der Aufforderung von Elternvertreterin Peggy Gustmann, sich feiern zu lassen und kräftig mitzufeiern, kommen die Abiturientinnen und Abiturienten beim anschließenden Empfang mit ihren Familien sowie ihren Lehrerinnen und Lehrern ausgiebig nach – bevor sich ihre Wege dann zunächst trennen. Mögen sie sich, gemäß dem Wunsch der Scheffel-Preis-Trägerin Sarah Weingartz, in (nicht allzu) ferner Zukunft wieder kreuzen.

Die AbiturientInnen des Jahres 2021

Die Sonderpreise im Überblick:

Scheffel-Preis:
Sarah Weingartz

Preis des Vereins Deutsche Sprache für das beste Deutschabitur:
Bianca Bortel, Sarah Weingartz

Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG):
Malte Rodegro

Jahresmitgliedschaft der DPG für besondere Leistungen im Fach Physik:
Marvin Jordan, Lukas Maisch, David Ott

Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung:
Berit Kämmerer

Ferry-Porsche-Preis (beste Leistung in Mathematik und Physik):
Lukas Maisch

Preis des Fördervereins für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst:
Manisha Malhotra

Schulleiter-Peisch-Preis für besondere Leistungen in zwei Fremdsprachen:
Bianca Bortel

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Englisch:
Artemis Samartzi

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Geschichte:
Anna Kretschmer

Preis des Notenversands Kurt Maas für herausragende Leistungen im Fach Musik:
Phuong Vy Ho

Paul-Schempp-Preis der evangelischen Landeskirche in Württemberg:
Berit Kämmerer

Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker:
Phuong Vy Ho, Anna Kretschmer, Josua Wendel

Chemie-Preis der Firma Dr. Hartmann:
Phuong Vy Ho

Karl-von-Frisch-Preis für die beste Leistung im Fach Biologie:
Berit Kämmerer, Anna Kretschmer

E-fellows-Stipendium für Abiturienten mit einem Schnitt von 1,5 und besser:
Phuong Vy Ho, Berit Kämmerer, Anna Kretschmer, Lukas Maisch, Sarah Weingartz

Sonderpreis für besonderes Engagement in der Schule:
Phuong Vy Ho, Ana-Marija Percic, Sarah Weingartz

GewinnerInnen der Sonderpreise

Bericht & Fotos: Sy