Let’s talk about… Strombergschüler klären auf

Welt-Aids-Tag 2017 – fünf Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums in Vaihingen/Enz beantworten Sexualfragen und klären zum Thema HIV auf

Sexualität und alles was damit zusammenhängt ist eines der wichtigsten Themen für Jugendliche in der Pubertät. Darunter sind die Fragen nach dem richtigen Verhütungsmittel, der Menstruation und dem Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten besonders zentral.
Im Rahmen des Welt-Aids-Tags haben fünf Schülerinnen und Schüler des Vaihinger Stromberg-Gymnasiums eigenverantwortlich ein Projekttag für die Klassenstufe 9 geplant, um über Verhütung, Geschlechtskrankheiten und Diskriminierung HIV-Positiver Menschen zu informieren. Sie stehen ihren Mitschülern bei Fragen rund ums Thema Sexualkunde Rede und Antwort.
Vaihingen. „So viele Verhütungsmittel, aber wie schütze ich mich richtig?“ und „Was passiert, wenn ich mit dem HI-Virus angesteckt habe?“ oder „Wieso haben Mädchen ihre Tage?“ Das sind beispielsweise Fragen, die Heranwachsende lieber Gleichaltrigen stellen als damit auf die Biologielehrerin oder die Eltern zuhause zuzugehen.
Unter dem Motto „Let’s talk about sex“ bietet das Gesundheitsdezernat des Landratsamtes Ludwigsburg ein Peer-Projekt an. Jugendliche aus verschiedenen Schulen werden als Multiplikatoren (Peers) ausgebildet. Die interessierten Jugendliche erfahren an drei Nachmittagen und an einem Wochenende ein Training zu verschiedenen Themenbereichen wie Liebe, Sexualität, Partnerschaft, Verhütung, Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten, sexuelle Orientierung, Normen und Werte in der Sexualität, Projektplanung und gruppendynamische Fragestellungen. Dies soll sie darin fit machen, anderen Schülern bei Fragen Auskunft geben zu können. (Quelle: Landratsamt Ludwigsburg)
Auf dieses Angebot ist Schulsozialarbeiterin Jennifer Hissler gestoßen, als sie 2016/2017 neu ans Stromberg-Gymnasium kam. Sie erzählte von dem Angebot und die Idee hat bei einer kleinen Schülergruppe direkt für Begeisterung gesorgt. „Wir fanden das cool“, sagt Hanna Labusch, die mittlerweile eine der fünf Schüler ist, die die fünfköpfige Peer-Gruppe bilden.
Um sich zu Peers auszubilden zu lassen, besuchten die Zehntklässler Hanna Labusch, Caprice Mayer, Maxim Schipko, Ellen Mamier und Marie Schöttle mehrere Workshops. Anschließend ging es in die Klassen, um das Gelernte weiterzugeben und offene Fragen zu beantworten. Insgesamt müssen sie fünf Unterrichtseinheiten zu dem Thema geben.
Die Schüler wollten jedoch nicht nur das Geforderte umsetzen – sie wollten mehr erreichen. Im Juni kamen sie in Eigenregie auf die Idee, ein Projekt zum Welt-Aids-Tag ins Leben zu rufen. Dieser findet seit 1988 jährlich am 1. Dezember statt. Im Juli legten sie Schulleiterin Katja Kranich ein Konzept auf den Tisch, mit dem sie zeigten, wie sie den Tag gestalten wollen. Kranich war begeistert: „Ich empfinde das als puren Luxus, wenn Schüler zu mir kommen und ihre Themen im Schulalltag einbringen möchten.“
Auch Dr. Uschi Traub, Leiterin Gesundheitsförderung/Prävention des Gesundheitsdezernats des Landratsamts war von dem großen Engagement der Schüler begeistert und unterstütze diese bei ihrem Vorhaben. Unter anderem übernahm sie die Kosten für die Theatergruppe Thevo aus Nürnberg, die einen Theater-Workshop mit dem Thema „Wie geht es einem Menschen, wenn er Aids hat?“ veranstaltete. Ein weiterer Programmpunkt war der Aids-Parcous. An verschiedenen Stationen erfuhren die Neuntklässler, wie sie sich vor dem HI-Virus schützen können und was passiert, wenn sie sich damit anstecken. In Deutschland leben aktuell rund 89 000 Menschen mit dem Virus.
Neben dem Theater-Workshop gab es eine Gruppenarbeit zu verschiedenen Verhütungsmitteln und der Frage, wie man sich vor Aids schützen kann. „Was kann bei Oralsex passieren?“, wollen Schüler beispielsweise wissen. Wie groß der Aufklärungsbedarf ist, zeigt sich immer wieder. Trotz Sexualkunde in Unterricht kursieren immer noch Fehlinformationen in den Köpfen vieler Jugendlicher, beispielsweise, dass die Pille vor HIV schütze.
In der großen Pause fand eine Fotoaktion statt, wobei sich Schüler mit Plakaten der Aidshilfe fotografieren ließen. Die Peers möchten die Bilder zu einer Collage zusammenfügen, die in der Summe die Aids-Schleife zeigt.
Schulsozialarbeiterin Hissler möchte die Peer-Gruppe am Stromberg-Gymnasium langfristig etablieren und kann sich für die Zukunft auch vorstellen, die Gruppe an andere Schulen zu verleihen. Nach der vielen Arbeit zum Projekttag ist jetzt aber erst mal Verschnaufen angesagt.

Bericht: Jennifer Hissler

Dr. Uschi Traub (links) vom Gesundheitsdezernat, mit Schulsozialarbeiterin Jennifer Hissler (Mitte) und den Schülerinnen Ellen Mamier, Hanna Labusch und Caprice Meyer, die Teil der Peer-Gruppe „Let’s talk about sex“ sind