Projekttage sind eine Auszeit vom stressigen Schulalltag, einmal Seele baumeln lassen, spät zur Schule gehen und früh nach Hause kommen und am Ende stellt man ein paar aus Pappmaché geformte Schüsseln aus, die die Eltern am Schulfest bestaunen dürfen – dass eine Projektwoche aber auch ganz anders aussehen kann, stellten die Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums bereits im Jahr 2018 unter Beweis, als sie nach monatelanger eigenständiger Vorarbeit das Großprojekt „Schule als Zukunftsstaat“ auf die Beine stellten.
Die Initiatoren von SaZ haben mittlerweile die Schule mit dem Abitur verlassen und zurück blieben große Fußstapfen sowie die innere Überzeugung in der Schülerschaft: Projekttage sollen zukünftig immer einen besonderen Mehrwert haben und vor allem von den Schülern selbst initiiert werden. Sie sollen sich an ihren Interessen und dem, was sie umtreibt, orientieren und gleichzeitig dem neu überarbeiteten Leitbild der Schule entsprechen, das stärker als früher die Begriffe Nachhaltigkeit, Eigenverantwortung und Integration in den Fokus rückt. Globale Probleme sollen Eingang in die Projektwoche finden, ohne dass das Gefühl entsteht, etwas aufoktroyiert zu bekommen. Ein hehres Ziel – doch wie soll man es angehen?
Um den Schülerinnen und Schülern des Arbeitskreises den Einstieg zu erleichtern, fand in der vergangenen Woche am Stromberg-Gymnasium ein zweitägiger Workshop statt, der von Expertinnen aus der freien Wirtschaft geleitet wurde. Dr. Ilke Heller, die zu den Themen E-Learning und Wissensmanagement in Unternehmen promoviert hat und nun Firmen wie auch Schüler bei Entwicklungsprozessen berät, machte die Schülergruppe zusammen mit Ilona Dieval-Lozach von der Firma Bosch mit der Methode des „Design Thinking“ vertraut.
Beim Design Thinking geht man nach der Methode des „doppelten Diamanten“ vor. Dabei steht ein Diamant für den Problemraum und der andere Diamant für den Lösungsraum. Im Problemraum öffnet man das Problem zunächst ganz weit, analysiert Zusammenhänge, spürt die Bedürfnisse und Ängste der Beteiligten auf, um schließlich im Lösungsraum Ideen zu entwickeln: mutige, verrückte, unrealistische und langweilige Ideen – alles ist erlaubt. Durch kreative Methoden und eine flexible Gestaltung des Klassenzimmers soll vermieden werden, dass man direkt in alte Denk- und Lösungsmuster verfällt. So wurden beispielsweise Schulfest-Varianten mit Legosteinen gebaut und wieder zerstört, Explainity-Videos erstellt, mögliche Ereignisse szenisch dargestellt oder ganze Wände und Fenster mit bunten Post-its gepflastert.
„Beim Design Thinking sollte man immer mit einem »Ja, und…« an die Sache herangehen, nicht mit einem »Ja, aber…«“, fasste Verbindungslehrerin Natascha Conradt die Arbeitsweise im Lösungsraum zusammen. Als vorausplanende, zielstrebige Person könne man das vielleicht zunächst als verwirrend empfinden, letztendlich habe es sich für die Schülergruppe aber als enorm motivierend und hilfreich erwiesen.
Auch die Schüler bestätigten den Erfolg der neuen Methode: „Dadurch, dass wir Interviews mit verschiedenen SchülerInnen und LehrerInnen geführt haben und dann konkrete Zielpersonen beziehungsweise User vor Augen hatten, konnten wir sehr zielgerichtet und nutzerorientiert arbeiten. Anstatt immer nur uns selbst und unsere eigenen Wünsche zu sehen, hatten wir einen viel offeneren Blick für unsere sehr unterschiedlichen Mitschüler.“
Bei der anschließenden Präsentation der Ergebnisse konnten sich interessierte Mitschüler und Lehrer sowie die Schulleitung und Gast Andreas Büdenbender von der VR-Bank Neckar-Enz davon überzeugen, dass die Projektgruppe in diesen zwei Tagen ganze Arbeit geleistet hat und sich bereits jetzt ein recht klares Bild der voraussichtlich im März anstehenden Projektwoche abzeichnet. Beim Frühlingsfest, bei dem diesmal auch das 20-jährige Bestehen des Stromberg-Gymnasiums gefeiert wird, können sich die Gäste dann vom Gelingen der Aktion überzeugen.
Bericht: Hx
Fotos: Frau Conradt