Ein stABIler Abiturjahrgang

Ein Kreis schließt sich für Schulleiterin Katja Kranich, als sie mit ihrer Rede die in der Aula des Stromberg-Gymnasiums anwesenden Abiturientinnen und Abiturienten, deren Eltern und Geschwister sowie Lehrerinnen und Lehrer begrüßt und die Entlassfeier des diesjährigen Abiturjahrgangs damit offiziell eröffnet. Zuvor hatte die Abiturientin Hannah Hirzel, die mit Tom Mirhadi an seiner Gitarre die Abendveranstaltung musikalisch begleitete, die Anwesenden mit einem Beitrag auf ihrer Harfe atmosphärisch auf die Feier eingestimmt. Die Aufnahme der neuen Fünftklässler und die Übergabe der Abiturzeugnisse seien immer ein sehr besonderer Moment, fuhr Katja Kranich fort, da sie Anfangs- und Endpunkt der schulischen Begleitung eines wichtigen Lebensabschnitts bildeten. Getreu dem Abiturmotto stABIl – länger durchgehalten als das Dach gratulierte sie den nun ehemaligen Schülerinnen und Schülern zu ihrem Durchhaltevermögen bei der erfolgreichen Bewältigung ihrer Schullaufbahn – nicht ohne ein Augenzwinkern mit Blick auf die bereits dritte Dachsanierung des sonst nach außen hin recht modern anmutenden Schulgebäudes.

In unserer Gesellschaft sei Durchhalten eine sehr positiv besetzte Eigenschaft und werde zum Schlüssel für ein erfolgreiches Berufsleben erhoben. So zitierte Kranich mehrere Weisheiten, die die Eigenschaft durchzuhalten mit dem Aufstieg auf der Karriereleiter in Verbindung setzen. So ist beispielsweise auf der Website „karrierebibel.de“ folgende Aussage zu finden: Mit dem nötigen Durchhaltevermögen überwinden Sie Ausreden und erreichen, was Sie sich vorgenommen haben. Die Schulleiterin weist die Absolventinnen und Absolventen aber auch auf die Kehrseite solcher Annahmen hin. Denn neben der Notwendigkeit, manchmal einfach durchzuhalten und Zustände hinzunehmen, wie sie sind – in unserer von der Pandemie durchzogenen Lebensrealität eine Kunst -, berge diese Denkweise auch Gefahren. Die Schlussfolgerung, Erfolg resultiere folgerichtig aus Durchhaltevermögen, könne auch dazu führen, Misserfolge auf die eigene Person zu projizieren und folgenden Gedanken zu hegen: Wenn ich nicht durchhalte, liegt es an mir. Deshalb appelliert Katja Kranich: Durchhalten ja, aber nicht um jeden Preis und nur für Visionen und Zielbilder, für die es sich auch lohnt. Gleichzeitig ergibt sich eine weitere Parallele des Abiturmottos zum bevorstehenden Lebensabschnitt der Abiturientinnen und Abiturienten: Genauso wie das Dach des Stromberg-Gymnasiums, so sei auch das Leben angesichts schneller Wandel eine ewige Baustelle, von der Kranich sich wünscht, dass die jungen Erwachsenen daran wachsen mögen.

Mit diesen Worten steckt die Schulleiterin den Rahmen ab, in den sich wie durch Zufall auch alle anschließenden Reden einfügen: Die Komplexität der heutigen Lebensrealität greift auch Scheffel-Preisträgerin Eva Müller auf, die in ihrer Rede bewusst darauf verzichtet, Floskeln wie „neue Freiheit“ oder „Herausforderungen der Zukunft“ aufzugreifen, sondern ihre Redezeit dafür nutzt, auf die Verantwortung von Schulen angesichts Klimakrisen, Pandemie und dem in Europa geführten Angriffskrieg hinzuweisen. Mit dem herkömmlichen Bildungsplan, der den Fokus ihr zufolge noch viel zu sehr auf reine Wissensvermittlung lege, könnten keine Antworten mehr auf die Herausforderungen der Gegenwart gefunden werden. So wünscht sie sich, dass Schulen, insbesondere das Gymnasium, sich für neue Lernformate öffnen, die die Zusammenarbeit und Kooperationsfähigkeit von Schülerinnen und Schüler ins Zentrum stellen würden, um dadurch die Krisen der Gegenwart als Gemeinschaft angehen zu können. Daher spricht sie auch der Schulleiterin ihren besonderen Dank dafür aus, den Wandel am Stromberg-Gymnasium bereits eingeläutet und sich somit den neuen Herausforderungen an Schule geöffnet zu haben. Abschließend richtet sie das Wort an ihre Mitabsolventen und Mitabsolventinnen, denen sie Mut zur Verwirklichung ihrer Träume wünscht und den Mut, nicht den geraden Weg einzuschlagen – vielleicht mit Schulleiterin Kranichs Worten ausgedrückt: sich Zeit zu lassen, das zu suchen, für das sich das Durchhalten lohnt.

Daran schlossen die Reden der Elternvertreterin der J2, Anne-Laure Demoulière  und der Vorsitzenden des schulischen Elternbeirats, Peggy Gustmann, an. Erstere beglückwünschte die Abiturientinnen und Abiturienten zu ihrer Stabilität angesichts des die ganze Kursstufe begleitenden Unterrichts unter Pandemiebedingungen. Dabei hob sie aber auch die positiven Folgen hervor: Die Absolventinnen und Absolventen seien nun Spezialisten in der Selbstorganisation. Gleichzeitig wurde auch in ihrer Rede das Motiv des Lebens als Baustelle greifbar: Man solle sich vom Leben überraschen lassen und dazu gehöre auch, dass nicht alles auf Anhieb klappt – wie eine Baustelle (und das Dach des Stromberg-Gymnasiums), welche bis zur Fertigstellung ihre Zeit benötigt. Zugleich legte sie den Abiturienten ans Herz, die während der Schulzeit geschlossenen Freundschaften zu bewahren und miteinander in Kontakt zu bleiben.

Peggy Gustmann, die letzte Rednerin des Abends, ermutigte abschließend dazu, sich Ziele zu setzen und mutig in die Zukunft zu gehen. Dabei erhofft sie sich für die ehemaligen Schülerinnen und Schüler mottogetreu einen stabilen Lebensabschnitt. Dieser wurde dann sogleich im Anschluss mit der Übergabe der Zeugnisse besiegelt. Besonders hervorzuheben ist hier Nele Stache, die ihr Abitur mit einem Schnitt von 1,0 absolvierte. Überreicht wurden ebenfalls zahlreiche Preise und Belobigungen für hervorragende Leistungen sowie fachspezifische Sonderpreise.

Auf diese durchaus stabilen Ergebnisse stießen Eltern, Abiturientinnen und Abiturienten und deren ehemalige Lehrerinnen und Lehrer beim anschließenden Empfang an und freuen sich beim Abiball am kommenden Samstag auf eine ausgelassene Feier, bei der alle Anwesenden lange durchhalten mögen und die die zwölfjährige Schulzeit dann als Abschluss unter Dach und Fach bringt.  

Die Sonderpreise im Überblick:
Scheffel-Preis:
Eva Müller

Preis des Vereins Deutsche Sprache für das beste Deutschabitur:
Eva Müller

Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG):
Fabian Koch

Mitgliedschaft der DPG für besondere Leistungen im Fach Physik:
Sven Drewes, Meho Kitovnica, Sina Müller, Madleen Gomeringer, Cedric Krugmeister, Lea Tantner, Nele Stache

Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung:
Nele Stache

Preis des Fördervereins für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst:
Eva Müller

Otto-Dix-Preis
Eva Müller

Schulleiter-Peisch-Preis für besondere Leistungen in zwei Fremdsprachen:
Cedric Krugmeister

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Englisch:
Cara Schabernack

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Geschichte:
Moritz Tornow

Paul-Schempp-Preis der evangelischen Landeskirche in Württemberg:
Nele Stache

Ökonomiepreis des Verbandes Südwestmetall für den besten Schüler im Fach Wirtschaft:
Nele Stache

Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker:
Nele Stache

Chemie-Preis der Firma Dr. Hartmann:
Mia Mlinar

Karl-von-Frisch-Preis für die beste Leistung im Fach Biologie:
Katharina Stehle

E-fellows-Stipendium für Abiturienten mit einem Schnitt von 1,5 und besser:
Nele Stache, Eva Müller, Johanna Biller, Sofie Weiss

Sonderpreis für besonderes Engagement in der Schule im Bereich Musik:
Hannah Hirzel, Mareike Reinsch, David Striegel

Sonderpreis für besonderes Engagement in der Schule:
Meho Kitovnica, Eva Müller, Melina Reichert

Vorschlag für die Studienstiftung des Deutschen Volkes:
Nele Stache

Die Abiturientinnen und Abiturienten halten stolz ihre Abiturzeugnisse in die Kamera

Das Abitur bestanden haben:
Nadine Arnold, Johanna Biller (P), Ella Böpple, Sergen Boylu, Rebekka Dehabe (B), Sven Drewes (P), Antonia Frank, Rebecca Gayer (P), Madleen Gomeringer (P), Laura Günter, Amelie Gutjahr, Emily Häffner (P), Silas Helber, Luisa Herm, Hannah Hirzel (B), Amon Hornung, Nina Kemmler, Meho Kitovnica, Julien Klein, Maiko Knauer, Anna-Sophie Kneifel, Fabian Koch (P), Cedric Krugmeister (B), Maxim Kupovoj, Nina Laichinger, Annamaria Matosevic, Nina Meierhofer, Amelie Mertin, Tom Mirhadi, Mia Mlinar, Anselm Mory, Lara Mühlfelder, Eva Müller (P), Sina Müller (P), Maya Nistrea,Tessa Paschitta, Melina Reichert, Mareike Reinsch, Cara Schabernack (P), Angelina Schipko, Maike Schuller, Nele Stache (P), Nina Katharina Stehle, Laura Steinbrich, David Striegel, Lea Tantner (P), Moritz Tornow (B), Julian Vogt, Sofie Weiss (P), Enie Zurmühlen

Bericht: Jk