Ganz nah dran an den Gesangsprofis

Dass gemeinsames Singen und das Erarbeiten von Liedern für Konzertauftritte Freude bereitet, das wissen die Sängerinnen und Sänger des Sommer-Singtreffs der Klassenstufen 5 und 6 am Stromberg-Gymnasium bereits aus ihrer eigenen Chorerfahrung. Dass man jedoch mit Singen auch Geld verdienen und so sein Hobby zum Beruf machen kann, das konnten sie bei ihrem Sommer-Highlight, einem Besuch beim SWR-Vokalensemble in Stuttgart, hautnah und ganz neu erleben.

Inmitten der idyllischen Parkanlage rund um die Villa Berg im Stuttgarter Osten liegt das Funkstudio des SWR, Proben- und Aufnahmeort des SWR-Vokalensembles. Nach einer kurzen Einführung in die Arbeit des 36-köpfigen Profiensembles durch Birgit Rismondo (SWR Musikvermittlung) durften die jungen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten dort im großen Aufnahmesaal des Funkstudios einen gut halbstündigen Probenausschnitt miterleben.

Auf dem Programm stand ein modernes Stück des tschechischen Komponisten Martin Smolka für Chor und Schlagzeug, „Walden the Distiller of Celestial Dews“, ein Auftragswerk für das SWR-Vokalensemble. Ein sehr atmosphärisches Stück, das den Umgang des Menschen mit seiner Umwelt thematisiert, zu einem achtsamen Leben im Einklang mit der Natur aufruft und für die aufmerksam zuhörenden Schülerinnen und Schüler die ganze Bandbreite an chorischen Klangmöglichkeiten bereithielt: Einstimmige Passagen wechseln sich ab mit weit gefächerten Clustern, sehr tiefe, langgezogene Töne der Bässe kontrastieren mit hohen Einwürfen der Soprane, ruhige Abschnitte werden durchbrochen von parlandoartigen Motiven. Staunend genossen die jungen Chorsängerinnen und –sänger die bewundernswerte Leistung der Gesangsprofis, ihre enorme Klangfülle in lauten Passagen, aber auch ihren zarten Klang in leisen Partien.

Auch der erst 33jährige Chefdirigent des Ensembles, der aus Israel stammende Dirigent Yuval Weinberg, beeindruckte die jungen Gäste mit seiner sympathischen und natürlichen Ausstrahlung, den stets sehr klaren, kurzen Ansagen und seiner effizienten Probentechnik, bei der es mal um die genaue Intonation, mal um Aussprache und Ausdruck ging.

Die Mitglieder des Vokalensembles selbst, die ihre Anfangstöne stets selbstständig allein mit Hilfe ihrer Stimmgabeln fanden, arbeiteten während der Probe stets hochkonzentriert und mit höchster Disziplin – und Disziplin ist auch im Privatleben von Berufssängern gefragt, wie ein Ensemblemitglied im Nachgespräch noch verriet. So sollte man beispielsweise bei einem Besuch im Fußballstadion besser nicht mitgrölen, sondern auf seine Stimme achten. Zahlreiche weitere Fragen zum Werdegang und Arbeitsalltag eines Berufssängers, von den Profis bereitwillig beantwortet, zeigten das große Interesse der Kinder an diesem besonderen Schulvormittag, und mit viel Spannung testeten sie darüber hinaus das absolute Gehör eines anwesenden Sängers. Zudem kam die Vaihinger Schülergruppe im Anschluss an den Probenbesuch noch in den Genuss eines Privatkonzerts, bei dem je ein Vertreter jeder Stimmlage ihnen anhand eines kurzen Liedausschnitts oder einer Arie den typischen Klang von Sopran, Alt, Tenor und Bass demonstrierte.

Am Ende dieser Darbietung zeigten sich die Nachwuchssängerinnen und –sänger aus Vaihingen zutiefst beeindruckt, sowohl von der Qualität als auch von der Eindringlichkeit:„Wie laut die singen können, und das ganz ohne Mikro“ und:  „Wie gut die Einzelstimmen zueinander passen“, lauteten die begeisterten Rückmeldungen aus manch einem selbst schon gesangserprobten Schülermund. Als „Höhepunkt“ empfand ein Schüler die Soli des Quartetts, während eine Schülerin bewunderte, „dass bei der Probe alle von alleine den Ton getroffen haben“.

Nach einem abschließenden gemeinsamen Liedvortrag des Gesangsquartetts traten die Schülerinnen und Schüler wieder den Heimweg an, voll mit lebendigen Eindrücken aus dem bunten Berufsalltag eines Profisängers, aus denen sie selbst neue Motivation für ihre eigenen Gesangsaktivitäten bezogen. Eine Runde Eis sorgte für Erfrischung an dem heißen Tag und rundete das Sommer-Highlight ab.

Bericht und Fotos: Fö