Viel Lyrik, Musik und so manche Erkenntnis

Eines ist für Katja Kranich, Schulleiterin des Stromberg-Gymnasiums klar: Nicht nur für die Abiturienten ist die Zeit der top-down-Instruktion vorbei, sondern auch für unsere gesamte Gesellschaft: Genau wie die Absolventinnen und Absolventen des diesjährigen Abiturjahrgangs „stehen auch wir als Gesellschaft an einem Übergang, der durch den Klimawandel, die ökologische Wende und weitere Veränderungen notwendig ist. Diese Transformation kann nur bottom-up erfolgen.“ Spricht’s und verleiht ihren Worten Nachdruck, indem sie nicht ans Rednerpult tritt, sondern mit einem Handmikrofon vor dem Podium stehen bleibt.

Anders als die jungen Menschen, die für ihren Abiturjahrgang das Motto „Abilluminaten – zwölf Jahre bis zur Erleuchtung“ gewählt haben, sieht sie sich auch drei Jahrzehnte nach ihrer eigenen Reifeprüfung noch nicht als „erleuchtet“ an: „Was habe ich euch voraus? 30 Jahre an Lebenserfahrung – sonst nichts!“ Diese Lebenserfahrung ist es indes, die sie ihre bisherigen Schützlinge vor scheinbar „Erleuchteten“ warnen lässt: „Geht in Habt-Acht-Stellung bei schönem Schein – selten ist es so, wie es zu sein scheint!“

Die angesprochene Lebenserfahrung der Direktorin zeigt sich auch in folgender Erkenntnis: „Alle wahren Größen hat eine Sache vereint: Sie waren fachlich exzellent und sehr, sehr bescheiden. Sie waren sich der Dunkelheit bewusst, auch wenn sie sich erleuchtet fühlten.“ Dies will sie aber auch nicht als Aufforderung zu falscher Bescheidenheit missverstanden wissen, wie ihre abschließenden Worte deutlich machen: „Bringt Licht ins Dunkel, wo es nötig und sinnvoll erscheint.“ Und: „Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Ihr habt großartige Ideen.“ Würden diese gepaart mit „Anstrengung und Fleiß, kann Großartiges entstehen“.

Apropos Scheffel: Der nach dem gleichnamigen Karlsruher Dichter benannte Preis, den der Scheffelbund alljährlich der Schülerin oder dem Schüler mit dem besten Deutschabitur verleiht, geht in diesem Jahr an Alicia Eckhardt. Dass sie diesen Preis mehr als verdient, beweist sie schon allein durch die kreative Form, die sie ihrem Vortrag gibt. Statt einer Rede trägt die bekennende Literaturliebhaberin ein selbst verfasstes Gedicht vor. Im Begriff, ins Meer gespült zu werden, macht sich darin ein personifizierter Kieselstein Gedanken darüber, was ihn auf seiner Reise erwartet. Werden diese Gedanken mitunter düster und bang, so siegt am Ende doch die Vorfreude: „Ich kann es kaum erwarten zu beginnen!“, denkt sich der Kieselstein kurz vor dem Übergang ins Meer.

Ebenfalls lyrisch und metaphorisch gestaltet sich der Vortrag von Silke Buchmüller und Stefan Metzger, die im Namen der Eltern das Wort ergreifen. Sie vergleichen das Stromberg-Gymnasium mit einer Ackerfläche, auf der in den vergangenen Jahren „kunterbunte, reichhaltige Pflanzen“ entstehen konnten. Sei zwischendurch auch ein „Unwetter mit Sturm, Hagel und Gewitter“ heraufgezogen, so hätten „in den ergiebigen Zeiten Schäfchen und Ratten ihre Vorratslager füllen und ihr Fortbestehen sichern“ können. Nun sei „die ertragreiche Ernte eingefahren“. Mit dem Wunsch nach einem „erleuchteten, schönen Abend“ machen sich die beiden Vortragenden dann wieder „vom Acker“, nicht ohne den Abiturientinnen und Abiturienten für die Zukunft die Möglichkeit zu „mehr eigenständigem Arbeiten sowie zu mehr Kommunikation, Kollaboration, Kreativität und kritischem Denken“ zu wünschen, als dies das derzeitige Schulsystem vorsehe. Der gut informierte Zuhörer erkennt darin sogleich eine Anspielung auf das von Bildungsforscher Andreas Schleicher propagierte 4-K-Modell für selbstgesteuertes Lernen der US-amerikanischen Initiative Partnership for 21st Century Learning (P21), das in der Schulentwicklung des Stromberg-Gymnasiums derzeit eine bedeutende Rolle spielt.

Nach so viel Poesie gestaltet Peggy Gustmann, Vorsitzende des Elternbeirats, ihren Vortrag bewusst prosaisch, auch mit Rücksicht auf die Geduld der jungen Menschen, die sehnsüchtig darauf warten, das begehrte Stück Papier endlich in der Hand zu halten. Kurz und prägnant ruft sie den scheidenden Schülerinnen und Schülern zu: „Verwirklicht eure Träume, setzt euch Ziele, lasst euch nicht unterkriegen und seid optimistisch!“

Optimistische Erwartung und Realität kollidieren bei der anschließenden Übergabe der Preise und Abiturzeugnisse nur selten – wenn die Leistungen eben doch nicht mit einem Preis gewürdigt werden. Die Vielzahl der Auszeichnungen für sehr gute Ergebnisse in der Jahrgangsstufe 2 sowie der Sonderpreise für hervorragende Leistungen in einzelnen Fächern beweist vielmehr die hohe Leistungsfähigkeit des diesjährigen Abiturjahrgangs. Der stellvertretende Schulleiter Roland Wirth moderiert die Preisverleihung mit gewohnt launigen Worten und beglückwunscht die insgesamt 69 jungen Menschen zum erfolgreichen Abschluss. Zwei von ihnen müssen allerdings in den nächsten Tagen noch eine fachpraktische beziehungsweise zwei mündliche Prüfungen nachholen, da sie während der Haupttermine leider erkrankt waren.

Dass die Schülerinnen und Schüler des Stromberg-Gymnasiums auch die Kunst der musikalischen Unterhaltung beherrschen, zeigen die Beiträge, die zwischen den Redebeiträgen für Abwechslung sorgen: Die Big Band des Stromberg-Gymnasiums, die in diesem Schuljahr eine ganze Reihe an Abiturientinnen und Abiturienten aus ihren eigenen Reihen verabschiedet, brilliert mit einem bunten Strauß an Popsongs von Stevie Wonder, Mark Ronson, Bruno Mars und LMFAO. Eduard Holzäpfel beweist mit einem Musikstück von Blind Guardian gute Präsenz an der E-Gitarre.

Stufensprecher Jon Buchmüller übernimmt es abschließend, der Schulleitung und dem Kollegium des Stromberg-Gymnasiums im Namen des gesamten Jahrgangs Anerkennung für deren Anteil an den guten Ergebnissen auszusprechen: „Danke, dass Sie unsere Entwicklung zugelassen und sich mit uns mitentwickelt haben.“

Dem wäre fast nichts hinzufügen – außer, dass viele entspannte Gespräche zwischen Abiturientinnen und Abiturienten, Eltern und Lehrkräften im Lauf des Abends noch so manche neue Erkenntnis brachten. Vielleicht sogar die eine oder andere Erleuchtung.

Die Sonderpreise im Überblick:

Scheffel-Preis:
Alicia Eckhardt

Preis des Vereins Deutsche Sprache für das beste Deutschabitur:
Alicia Eckhardt

Buchpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG):
Maximilian Maier

Jahresmitgliedschaft der DPG für besondere Leistungen im Fach Physik:
Jonas Langenstein, Marina Petrovic, Paul Swoboda, Kim Skiba

Mathematikpreis der Deutschen Mathematiker-Vereinigung:
Marie Rauschenberger

Schulleiter-Peisch-Preis für besondere Leistungen in zwei Fremdsprachen:
Annika Metzger

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Englisch:
Lara Matošević

Preis der Buchhandlung blessings4you für besondere Leistungen im Fach Geschichte:
Benedict Schüle

MusikPreis alle.Noten.de:
Carina Dunz

Sonderpreis Musik:
Jonas Dohn

Preis des Fördervereins für besondere Leistungen im Fach Bildende Kunst:
Annika Maulhardt

Otto-Dix-Preis für herausragende Leistungen im Fach Bildende Kunst:
Annika Maulhardt

Paul-Schempp-Preis der evangelischen Landeskirche in Württemberg:
Nadja Mamier

Preis der Gesellschaft Deutscher Chemiker:
Jonas Langenstein

Chemie-Preis der Firma Dr. Hartmann:
Dora Gáspár

Ökonomie-Preis des Verbands Südwestmetall:
Elena Kederer

Wirtschaftspreis des Verein für Socialpolitik:
Tobias Schmidt

E-fellows-Stipendium für Abiturienten mit einem Schnitt von 1,5 und besser:
Alicia Eckhardt, Marie Rauschenberger, Tobias Schmidt, Teresa Engel, Lara Matošević, Annika Metzger, Teresa Werr, Jonas Dohn

Vorschlag für die Studienstiftung des Deutschen Volkes:
Alicia Eckhardt, Marie Rauschenberger

Sonderpreise für besonderes Engagement in der Schule:
Jonas Dohn

Das Abitur bestanden haben (in zwei Fällen vorbehaltlich der noch ausstehenden letzten Prüfungen):
Marleen Aichinger (P), Lykka Ansel, Florian Baumann, Mayra Beck (P), Niklas Beller (B), Lenja Böhm, Leonie Bombis, Marie Bopp (P), Luca-Fabiane Bräuninger (P), Darijan Brekalo, Cerill Bucher, Jon Buchmüller, Lucie Commenda (B), Jonas Dohn (P), Carina Dunz (P), Alicia Eckhardt (P), Teresa Engel (P), Michelle Evtin, Lilli Fritsch, Dora Gáspár (B), Damian Gloser, Lea Grözinger (P), Max Gustmann, Joan Hanke, Kiara Helber (P), Celine Herbst, Eduard Holzäpfel, Melina Huber, Meret Hüttner (P), Emilie Jaufmann, Dominik Jozic, Elena Kederer (P), Mick Kohler (P), Patrick Krause, Jonas Langenstein (P), Tim Letzing , Franziska Liebers (B), Theresa Lingner, Nefeli Louka (B), Lena Mack, Maximilian Maier (P), Nadja Mamier (P), Lara Matošević (P), Annika Maulhardt (P), Jonas Merkle, Annika Metzger (P), Luca Nimmerfroh, Vera Ott, Marina Petrovic (P), Marie Rauschenberger (P), Luca Rentschler, Paul Riedinger, Anna Rogalla, Tobias Schmidt (P), Benedict Schüle (P), Nicole Seleznev (P), Kim Skiba, Amelie Staß (P), Jan Stecher, Luis Stein, Hannah Sternberger, Klara Stier (B), Marlene Strobel, Paul Swoboda, Amelie Wagner, Teresa Werr (P), Nina Wild, Keyan Yilmaz, Leonie Zeppin

Bericht: Sy, Fotos: Er