Junior.ING-Wettbewerb unter dem Motto „Achterbahn – drunter und drüber“ – Experten geben am Stromberg-Gymnasium Anregungen
Ob die “Kingda Ka” in Jackson im US-Bundesstaat New Jersey, die „Formula Rossa“ in Abu Dhabi, „The Smiler“ im britischen Alton oder auch der „Silverstar“ im Europa-Park Rust – für eine Fahrt auf einer der berühmtesten Achterbahnen der Welt nehmen Adrenalin-Junkies auch eine mehr als einstündige Anstehzeit in Kauf. Aber warum löst das zumeist kurze Vergnügen überhaupt so einen Kick aus? Dr. Alexander Hub hat die Antwort parat: Bei einer Achterbahnfahrt sind wir „Beschleunigungen und Kräften ausgesetzt, die wir im alltäglichen Leben nicht erleben“, so der geschäftsführende Gesellschafter der Alfred Rein Ingenieure GmbH in Stuttgart. Gemeinsam mit Norbert Schröter, leitender Architekt der Bau- und Gebäudestrategie der Kreissparkasse Ludwigsburg, ist er auch in diesem Jahr ans Stromberg-Gymnasium gekommen, um Achtklässlerinnen und Achtklässler auf den Wettbewerb Junior.ING der Ingenieurkammer Baden-Württemberg einzustimmen.
Der Wettbewerb steht diesmal unter dem Motto: „Achterbahn – drunter und drüber“. Aufgabe ist die Konstruktion einer maximal 40 Zentimeter hohen Miniatur-Achterbahn, bestehend aus Fahrbahn und Tragkonstruktion, auf einer Grundfläche von 30 mal 60 Zentimetern. Entgegen dem Motto des Wettbewerbs kann bei der Konstruktion von „drunter und drüber“ keine Rede sein, hier ist höchste Präzision gefragt. Immerhin muss die Bahn bei der Begutachtung durch die Jury einen Funktionstest bestehen: Eine handelsübliche Murmel muss mit minimalem Anstoß auf der Fahrbahn vom Startpunkt bis zum Endpunkt gelangen, ohne nach dem Start nochmals von Hand angetrieben zu werden.
Wie Norbert Schröter erläutert, ist die Anzahl der Materialien begrenzt. Erlaubt sind Drähte, Holz, Kleber, Kunststoff, Nieten, Papier, Schnur, Schrauben, Stecknadeln –kurz: Materialien, die nicht mit elektrisch betriebenen Maschinen wie etwa Fräsen bearbeitet werden müssen. Keine Grenzen gesetzt sind dagegen der Fantasie der Nachwuchsingenieurinnen und Nachwuchsingenieure, denn nicht zuletzt sind es Gestaltung und Originalität, mit denen sie bei der Jury Eindruck schinden können.
Um den Jugendlichen Inspiration für ihre eigenen Bauwerke zu liefern, gibt ihnen Schröter zunächst einen Überblick über die Geschichte der Achterbahn. Die ersten Vorläufer – Holzrampen mit Eis und Schnee – konnten bereits im Russland des 17. Jahrhunderts befahren werden, und zwar mit Eisblöcken, die als Schlitten fungierten. Wagen mit Rädern kamen erst später hinzu. Der erfahrene Ingenieur stellt auch einige zeitgenössische Exemplare vor, so zum Beispiel Stahlachterbahnen, die in Finnland und China jede Menge Freizeitspaß garantieren, sowie Prachtexemplare aus Holz aus dem niedersächsischen Soltau und dem Freizeitpark Mason im US-Bundesstaat Ohio.
Überhaupt: „Holz ist genauso leistungsfähig wie andere Materialien“, stellt Dr. Alexander Hub mit Blick auf den begrenzten Materialfundus klar. Seiner Einschätzung nach wird bei der Bewertung der Modelle maßgeblich sein, inwiefern eine „gute Idee in eine klare Konstruktion“ übersetzt wurde, ob die Idee mit einem anspruchsvollen Design einhergeht, inwieweit die Schülerinnen und Schüler beim Bau ihres Modells auch einen Blick für „gute Details“ hatten und dass das fertige Modell insgesamt ein „sauberes handwerkliches Design“ erkennen lässt. Auch für ihn sind Originalität und Ideenreichtum maßgebliche Faktoren. So könnten die Schülerinnen und Schüler ihrer Konstruktion beispielsweise ein bestimmtes Motto geben – etwa nach dem Vorbild der Holzachterbahn Wodan im Europa-Park, die „mit urtümlichen Welten“ spiele. „Hier haben die Gestaltungspunkte einen gewissen Schauwert“, hebt Hub den ästhetischen Mehrwert solcher Achterbahnen hervor.
Solchermaßen mit Anregungen, Hinweisen und Tipps ausgestattet, haben die Achtklässlerinnen und Achtklässler nun bis 15. März Zeit, ihre Achterbahnen zu konstruieren und zu bauen. Dann müssen die fertigen Modelle bei der Ingenieurkammer Baden-Württemberg vorliegen. Die Verleihung der Landespreise findet am 8. Mai im Europapark Rust statt. Den Landessiegern winken ein Preisgeld von 250 Euro sowie die Teilnahme am Bundeswettbewerb.
Und sollten die Nachwuchsingenieure bei der Konstruktion ihrer Modelle feststellen, dass der für kreative Arbeiten typische Mix aus Erfolgserlebnissen und Rückschlägen selbst einer Achterbahnfahrt gleicht, trägt dies vielleicht zusätzlich noch zur Inspiration bei.
Bericht und Fotos: Sy




