Der Innovation Workshop & Pitch am Stromberg-Gymnasium bringt innovative Geschäftsmodelle hervor
„Man hat die Verantwortung, selbst Entscheidungen zu treffen, und kann sein Leben so aufbauen, wie es für einen passt.“ So könne man etwa über seine Arbeitszeit frei verfügen, aber sich auch aussuchen, mit wem man zusammenarbeiten und welche Tools man nützen wolle. Als Levin Trautwein, Selbstständiger in der Foto- und Videobranche, so die Vorteile einer Unternehmensgründung schildert, ist ihm die Aufmerksamkeit der Jugendlichen sicher. Gemeinsam mit Michael Heimrich, ebenfalls selbstständiger Unternehmer, ist er im Auftrag des Steinbeis-Innovationszentrums für Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim ans Stromberg-Gymnasium gekommen, um Schülerinnen und Schüler aus den Leistungskursen Wirtschaft der Jahrgangsstufen 1 und 2 einen Tag lang in die Rolle von Jungunternehmern schlüpfen zu lassen. Ihre Aufgabe im Rahmen des „Innovation Workshop & Pitch“ der Initiative „Start-up BW Young Talents“: In Gruppen eine Geschäftsidee zu entwickeln und anschließend zu „pitchen“, wie es im Unternehmerjargon heißt, also vorzustellen – in diesem Fall einer Jury.
Am Anfang eines erfolgreichen Start-up-Unternehmens steht häufig der Wunsch nach einer Verbesserung: „Wenn man mit etwas unzufrieden ist, ist das Potenzial da, eine Erfindung zu machen und ein Geschäftsmodell abzuleiten“, erklärt Trautwein. Dabei komme es nicht allein auf die Erfindung an, sondern insbesondere auf deren „erfolgreiche Durchsetzung“, wie er unter Berufung auf den österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter (1883-1950) erklärt. Nicht zwingend erforderlich sei hierfür moderne Technologie, was das Beispiel eines weltweit erfolgreichen schwedischen Möbelhaus zeige. Auch lasse sich mitunter mit wenig Aufwand viel erreichen. So habe die Idee hinter der bekanntesten Online-Auktionsplattform darin bestanden, eine Webseite zu erstellen und bekannt zu machen. Überhaupt: „Marketing, Werbung, Rechtsschutz und andere Geschäftsbereiche sind mindestens genauso wichtig wie die Innovation selbst“, betonen die beiden Referenten.

Viel Zeit für die Entwicklung eines eigenen Geschätsmodells bleibt an diesem Tag nicht: Rund fünf Stunden haben die Schülerinnen und Schüler, zunächst ein Problem zu identifizieren und für dieses eine innovative Lösung zu finden, um auf dieser Basis eine Geschäftsidee auszuarbeiten. Schließlich muss für den „Pitch“ noch eine Präsentation vorbereitet werden.
Entsprechend groß ist die Spannung um 14 Uhr bei den beiden Referenten sowie bei Schulleiterin Katja Kranich. „Der ‚Innovation Workshop & Pitch‘ fügt sich hervorragend in unsere Pädagogik am Stromberg-Gymnasium ein, da wir schon seit einigen Jahren den Fokus auf projektbasiertes Lernen richten“, findet sie. Auch Michael Hofer, Lehrer des Wirtschaft-Leistungsfachs in der Jahrgangsstufe 1, ist neugierig auf die Präsentationen. Er hat den Workshop ans Stromberg-Gymnasium geholt und auch die drei Jury-Mitglieder eingeladen: Zur Elternbeiratsvorsitzenden Maria Hölzel von der Firma Compounding Process Technology GmbH & Co. KG, die Unternehmen bei der Einführung neuer Produkte oder der Erweiterung ihrer Produktionskapazitäten berät, gesellt sich Johannes Lutz. Er ist Co-Gründer der Duschbrocken GmbH, die nachhaltige Pflegeprodukte ohne umweltschädliche Plastikverpackung herstellt und vertreibt. Pascal Hof macht das Jury-Trio komplett. Mit seiner Agentur Schillerhof GmbH berät und unterstützt er seine Kundschaft bei der Gestaltung ihrer Social-Media-Auftritte und der Content-Erstellung.
Die sechs Schülergruppen beeindrucken mit der Kreativität ihrer Geschäftsideen und mit der Detailliertheit, mit der sie diese innerhalb der kurzen Zeit ausgearbeitet haben: Das Spektrum reicht von Apps, die die Seriosität von Nachrichten überprüfen und Faktenchecks durchführen oder eine Vernetzungsmöglichkeit für Sportbegeisterte bieten, über ein melatoninhaltiges Getränk zur Behandlung von Einschlafproblemen bis hin zu einem Lieferdienst, der Essen und Getränke mittels Drohnen direkt ans geöffnete Fenster liefert. In den Präsentationen wird deutlich, wie genau sich die potenziellen Jungunternehmer überlegt haben, an welche Zielgruppe sich ihr jeweiliges Produkt richtet und wie es sich von bestehenden Konkurrenzangeboten abhebt. Die drei Jurymitglieder melden zurück, wo aus ihrer Sicht noch nachgesteuert werden müsste, um das jeweilige Produkt erfolgreich auf den Markt zu bringen.
Am Ende des Nachmittags stehen zwei Siegergruppen fest: Auf den zweiten Platz hat die Jury das Geschäftsmodell von Vivienne Pahl, Elija Burkhardt, Jason Rückert, Edwin Scheffler und Jakob Walsleben gesetzt: Ihnen schwebt die Herstellung einer im Härtegrad variablen Matratze vor, die Hotelgästen einen maximal erholsamen Schlaf ermöglichen soll. Zentrales Merkmal der Matratze ist eine Hexagon-Latexschicht, deren unterschiedliche Zonen über eine Fernbedienung oder eine App einzeln angesteuert werden können. Schon beim Buchungsvorgang sollen Hotelgäste ihre individuellen Einstellungen vornehmen können. Als Unternehmerin, die häufig auf Hotels angewiesen ist, sieht Maria Hölzel großes Potenzial in dem Produkt. Sie empfiehlt der Gruppe aber, an ihrer Preisvorstellung von 4500 Euro noch zu arbeiten: „Das können sich nur sehr hochpreisige Hotels leisten.“

Die von Viktoria Kaag, Paul Feist, Urs Kneifel und Batuhan Öztürk entwickelte Idee wird von der Jury mit dem ersten Preis belohnt: Sie stellen sich die Produktion eines Roboters vor, der – im Unterschied zu einer herkömmlichen Kehrmaschine – Müll selbstständig erkennen und aufsammeln und dem man sogar sein Leergut anvertrauen kann. Verkaufen würde die Gruppe ihren „CleanBot“ an Städte und Firmen als „Zeit, Ressourcen und Geld“ sparendes Produkt. Neben der sehr guten Präsentation lobt die Jury auch, dass das Timing „genau richtig“ sei, in einer Zeit in der „die Technologie reif dafür und Nachhaltigkeit ein Supertrend“ sei und „Personalkosten steigen“ würden. Als schwierig könnte sich indes der „Vertriebskanal Stadt“ erweisen. Empfohlen wird der Gruppe daher, zunächst eher auf finanzstarke Firmen zu setzen und auch ihren „Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Maschinenbauern“ noch deutlicher herauszuarbeiten.

Die Gewinnergruppe darf sich mit ihrem Geschäftsmodell nun für die Teilnahme am Landesfinale der vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus geförderten Initiative „Start-up BW Young Talents“ im Sommer 2026 bewerben. Und wer weiß: Vielleicht besetzt das eine oder andere der an diesem Tag erdachten Produkte bald wirklich seine Marktlücke – nun, da der Gründergeist angeregt und der Ehrgeiz angestachelt ist.
Bericht und Fotos: Sy