Optimistisch in die Zukunft blicken

Am Stromberg-Gymnasium präsentieren die zehnten Klassen die Ergebnisse des Projektes „Future Skills“

Klimawandel, ein wachsender Populismus in Europa, Unsicherheit in Bezug auf die aktuelle Wirtschafts- und Finanzlage – wertet man im Jahr 2024 erschienene Jugendstudien aus, wie beispielsweise die Shell-Studie oder die Sinus-Jugendstudie, sind das die Bereiche, die junge Menschen im letzten Jahr am meisten beschäftigt haben. 

Dass sich daran auch im Jahr 2025 nichts geändert hat, zeigten die Ergebnisse, die auf der Abschlussveranstaltung des Future-Skills Projektes präsentiert wurden. Future Skills, ein nun schon im vierten Jahr am Stromberg-Gymnasium etabliertes, mehrmonatiges Projekt, ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern der zehnten Klassen, sich in ein selbstgewähltes „Zukunftsthema“ einzuarbeiten und dabei ein eigenständiges Lernprodukt zu entwickeln. 

Was dabei herausgekommen ist, deckt sich sehr stark mit den eingangs benannten Themen: Es entstanden Projekte rund um die Bereiche „Natur und Umwelt“, „Demokratie und Populismus“ und „Bildung, Beruf und Zukunft“. Ein Großteil der Projekte drehte sich aber – was angesichts der wachsenden Zahlen psychischer Erkrankungen im Jugendalter nicht überraschend scheint – um „Gesundheit“ und „Well-Being“. Bevor die entstandenen Ergebnisse den Besucherinnen und Besuchern der Veranstaltung präsentiert wurden, gab es ein kurzes, von Sina Günter und Mats Nienhaus (beide 10b) moderiertes „Q&A“ zum Future-Skills-Projekt, das von Teilnehmenden und betreuenden Lehrkräften beantwortet wurde.

Mario Ernst, Lehrer für Ethik und Geschichte, stellte insbesondere die umgekehrte Rollenverteilung von Lernenden und Lehrkräften heraus: „Normalerweise gibt die Lehrkraft das Thema im Unterricht und damit auch das Produkt vor. Bei Future Skills bestimmen die Schüler selbst das Produkt“, das heißt den Lerngegenstand, wie auch das Ergebnis. Was die Lernenden daraus mitnehmen können? „Organisation eines größeren Projektes“, „sich selbst eigenständige, messbare Ziele zu setzen“, „reflektieren, welche Fähigkeiten man über den Projektzeitraum weiterentwickelt hat“, „sich ohne Leistungsdruck entfalten zu können“ – so die Antworten verschiedener Schülerinnen und Schüler über ihre „future skills“, ihre erworbenen Zukunftskompetenzen. Beim anschließenden Rundgang, bei dem die Besucherinnen und Besucher die Ergebnisse anschauen und sich lebhaft mit den Projektgruppen austauschen konnten, spielten der Lern- und Arbeitsprozess eine ebenso große Rolle wie das Produkt selbst: Beides wurde veranschaulicht und neben den entstandenen Projekten ausgestellt. So konnte man sich einen Eindruck davon verschaffen, vor welchen Herausforderungen die Zehntklässlerinnen und Zehntklässler während des Projektzeitraums standen und wie sie im Gespräch mit Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen gelernt haben, ihren Arbeitsprozess besser zu strukturieren. Elena Weiberle und Rebecca Seilmeier konnten für ihr Buchprojekt „Von den Schatten des Lichtes“, das sich mit psychischen Krankheiten auseinandersetzt, von den Erfahrungen des Spiegel-Bestseller Autors John Strelecky profitieren. Dieser, insbesondere bekannt für „Das Café am Rande der Welt“, erklärte sich auf Anfrage zu einem Gespräch per Zoom bereit, um die beiden bei ihrem Schreibprozess zu unterstützen. 

Neben einigen literarischen Produkten gab es noch vieles andere zu sehen – etwa einen Film über die Relevanz mentaler Gesundheit in der Schule oder ein Modell, das die Stadt der Zukunft zeigt –, zu schmecken – eine Gruppe entwickelte ein Kochbuch, das Schülerinnen und Schülern den Zugang zu gesunder Ernährung erleichtern soll, und bot als kleine Kostprobe selbst gebackenes Bananenbrot an – oder auch etwas zu lernen, etwa beim Populismus-Quiz. Am Ende des Abends zeigte sich aber, dass es vor allem zwei Projekte waren, die den Nerv der Besucherinnen und Besucher in besonderem Maße trafen. Wie auch schon im letzten Jahr wurden durch eine Abstimmung über einen QR-Code Projekte innerhalb von vier Kategorien bewertet. Den Preis für das kreativste Projekt erhielt das von Marie Porsche, Vivien Pahl sowie Sina Günter und Yaelle Hénon-Steck entwickelte „Journal zur Stressreduktion“. Liebevoll und individuell gestaltet, gliedert es das Jahr in sechs verschiedene Bereiche, die allesamt mit dem Thema Stressreduktion verbunden sind. So legt der Benutzer im Januar und Juli den Fokus auf Organisation und Routinen, im April und Oktober auf die Ernährung. Dabei geht es den Schülerinnen darum, so Marie, den Eintragenden bei der Entwicklung einer Routine zu unterstützen, die Stressoren entgegenwirken kann. 

Da man das Journal ein ganzes Jahr benutzen kann, und auch eine Variante als Schülerkalender, vertrieben von der Schülerfirma, geplant ist, gewann es zudem den Preis für das nachhaltigste Projekt, also das, welches die größte Chance hat, auch über den Projektzeitraum hinaus wirksam zu sein. Und auch beim erkenntnisförderlichsten Projekt wurde die Gruppe aus den Schülerinnen auf den ersten Platz gewählt, allerdings diesmal mit einem Gleichstand: Konkurrenz machte ihnen die von Mats Nienhaus, Urs Kneifel, Marie Antoniuk und Matteo Morneweg entwickelte App Equilibrium, die eine gesunde Work-Life-Balance unterstützen soll. 

Um diese zu programmieren, hatten sie sich mit den Folgen der heute oft bestehenden Vermischung zwischen Privatleben und Arbeitswelt auseinandergesetzt. Die App visualisiert durch einen Baum, inwiefern die eingetragenen Termine in den Bereichen Arbeit und Freizeit ausgeglichen sind. Da die Schülergruppe sich darüber hinaus Wissen rund um Grafikdesign und Progammiertechniken angeeignet hatte, wurde für sie auch im Bereich „Projekt mit dem größten persönlichen Zuwachs“ abgestimmt. 

Unabhängig davon zeigt das Future-Skills-Projekt aber im Gesamten, dass die Jugendlichen für die wahrgenommenen Probleme Ideen entwickeln können. Und so unterstützt die Projektarbeit vielleicht sogar ebenfalls einen Trend, der in den zu Beginn zitierten Studien deutlich wird: Optimistisch und positiv in die Zukunft blicken zu können, weil man sich selbst organisieren, weiterentwickeln und kreativ werden kann. 

Bericht: Jk, Fotos: Er